
Wie ein Traditionsgebäck aus Leipzig in der DDR neu erfunden wurde
Was sind Leipziger Lerchen?
Leipziger Lerchen sind ein klassisches Mürbeteiggebäck, gefüllt mit einer süßen Mandel-Marzipan-Masse und oft mit einem Fruchtklecks verfeinert. Heute sind sie ein beliebtes Mitbringsel aus Sachsen – doch ihre Geschichte reicht weit zurück und ist eng mit der DDR-Zeit verknüpft.
Kurze Historie: Von echten Vögeln zu feinem Gebäck
Im 18. und 19. Jahrhundert war Leipzig für ein fragwürdiges Feinschmeckergericht bekannt: die sogenannte Lerchenpastete, in der tatsächlich gebratene Singvögel verarbeitet wurden. Damals wurden jährlich Hunderttausende Lerchen gefangen – bis König Albert von Sachsen den Fang 1876 verbot, aus Naturschutzgründen.
Die Leipziger Bäcker reagierten kreativ – und erfanden ein neues „Lerchen“-Rezept:
Ein kleines, rundes Gebäck mit feiner Füllung, das symbolisch zwei überkreuzte Teigstreifen als „Lerchenflügel“ trug.
In der DDR war dieses Gebäck in Konditoreien sehr beliebt, oft unter einfacheren Bedingungen zubereitet – aber mit viel Geschmack und Tradition.
Originalgetreues DDR-Rezept: Leipziger Lerchen
Zutaten (für ca. 6–8 Stück):
Für den Mürbeteig:
- 200 g Mehl
- 100 g Butter (oder Margarine)
- 70 g Zucker
- 1 Ei
- 1 Prise Salz
Für die Füllung:
- 100 g gemahlene Mandeln (ersatzweise Haselnüsse)
- 80 g Marzipanrohmasse
- 2 Eier
- 50 g Zucker
- 1–2 EL Aprikosenmarmelade oder Himbeergelee (optional)
Zubereitung:
- Mürbeteig zubereiten:
Mehl, Butter, Zucker, Ei und Salz zu einem glatten Teig verkneten. In Frischhaltefolie wickeln und ca. 30 Minuten kalt stellen. - Formen vorbereiten:
Kleine Tartelette- oder Muffinförmchen fetten.
Den Teig ausrollen und Kreise ausstechen, um die Förmchen damit auszukleiden. Etwas Teig für die „Flügel“ aufheben. - Füllung herstellen:
Marzipan klein zupfen und mit Mandeln, Eiern und Zucker zu einer cremigen Masse verrühren. - Füllen:
Nach Belieben ½ TL Marmelade auf den Teigboden geben, dann die Marzipanmasse einfüllen.
Aus dem übrigen Teig zwei dünne Streifen schneiden und über Kreuz auflegen (symbolisieren die Lerchenflügel). - Backen:
Im vorgeheizten Ofen bei 175 °C (Ober-/Unterhitze) ca. 25–30 Minuten backen, bis sie goldgelb sind. - Abkühlen lassen & mit Puderzucker bestäuben – fertig!
DDR-Variante & Tipps:
In der DDR-Zeit war Marzipan oft schwer erhältlich. Alternativ wurde verwendet:
- Grieß oder Paniermehl mit Zucker, Ei und Bittermandelaroma
- Walnüsse oder Sonnenblumenkerne statt Mandeln
- Statt Aprikosenmarmelade: Pflaumenmus oder Hagebuttenmark
Die Zutaten wurden kreativ angepasst – das Ergebnis blieb ein feines, süßes Gebäck mit Heimatgefühl.
Fazit: Süßes Kulturgut mit Symbolkraft
Leipziger Lerchen zeigen, wie Tradition, Kreativität und Geschmack zusammenfinden. In der DDR wurden sie mit einfacheren Mitteln gebacken – doch ihr Charakter blieb erhalten: Ein kleines, handgemachtes Gebäck mit viel Seele.
Ob als nostalgische Erinnerung oder kulinarisches Experiment – Leipziger Lerchen sind heute wieder modern und lassen sich wunderbar selbst backen.
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